Wer jetzt denkt ich hätte mir im Vorfeld der bevorstehenden WM bereits die eine oder andere Vuvuzela zugelegt und mich mit dem ordentlich auf die Ohren und die Birne gehenden Blasinstrument fröhlich trötend vier Tage lang in meinem Zimmer eingeschlossen, der irrt. Denn der DFB-Pokal ist in diesem Jahr tatsächlich in die Stahlstadt gegangen. Als ich allerdings gehört habe, dass der silberne Pokal in Köln erspielt worden sein soll, da habe ich mich zunächst einmal sehr gewundert. Und warum kickt der MSV in einem DFB-Pokal-Finale und ich weiß nichts davon?
Zugegeben recht spät im Alter von 14 Jahren stand Moritz das erste Mal auf den Treppen des Duisburger Wedaustadions. Die damalige Südgerade gefiel dem Jungen, der 1989 mit seiner Mutter und seinen zwei Geschwistern aus Stuttgart in den "Pott" gekommen war, nicht so recht. Zu kalt, zu nass und viel zu wenig los. Also wechselte Moritz das Terrain. In der legendären Duisburger Nordkurve war es zwar nicht trockener als auf dem alten Platz und selbstverständlich pfiff auch hier der Wind recht frisch, dafür war die Stimmung deutlich besser. Der MSV ist zwar längst zu dem geworden, was sich so harmlos klingend "Fahrstuhl-Mannschaft" nennt, doch Moritz ist den "Zebras" dennoch - oder vielleicht gerade deshalb - treu geblieben und legt nun wöchentlich in seiner Fan-Kolumne Zeugnis über sein blau-weißes Gefühlsleben ab
Richtig, den Pokal hat der FCR 2001 Duisburg geholt, die "Mädels" haben einmal mehr das geschafft, was mein Lieblingsklub wohl zu meinen Lebzeiten nicht mehr auf die Reihe bringen wird. Doch ganz ehrlich: Ich habe vom Pokaltriumph des FCR überhaupt nichts, denn die kickenden Damen der 2001er interessieren mich nicht die Bohne. Bleiben ja wenigstens Meisterschaft und Aufstieg.
Und hier ist Meiderich in dieser Saison wahnsinnig erfolgreich gewesen. Gefeierte Helden sind aber auch in diesem Fall nicht die Kicker des MSV, sondern die Akteure des A-Ligisten Meiderich 06/95. Während die Herren Profis nämlich eine ganze Saison lang wie Amateure über Deutschlands Zweitligarasenplätze gestolpert sind, haben die kickenden Helden der Kreisliga von 06/95 ein ums andere Mal wie Profis agiert und die Gegner regelmäßig Nass gemacht.
Den weiß-blauen Zebrafan ermuntert aber auch diese erfolgreiche Meidericher Fußballgeschichte nicht wirklich. Stattdessen habe ich auch mit einigem Abstand die abgelaufene Runde noch nicht ganz verdaut. Und wie es mir scheint bin ich nicht der Einzige dem es so geht, die Zebras im Duisburger Zoo - dort war ich vor gar nicht all zu langer Zeit - guckten jedenfalls ziemlich traurig aus ihrem Fell. Und das ist nicht alles. Beim genauen Betrachten dieser vor Kraft und Energie trotzenden Vierbeiner war mir, als hätte ich bei einigen der gestreiften „Kollegen“ graue Haare entdeckt. Vielleicht habe ich mich aber auch verguckt und nicht der MSV, sondern der zurückliegende harte Winter, ist schuld am teilweise traurig wirkenden Erscheinungsbild der Steppentiere.
Was genau das traurige Erscheinungsbild meines Vereins in den letzten Monaten verursacht hat, ist mir ebenfalls immer noch nicht ganz klar. Der, beziehungsweise, die Trainer, das Team, die verfehlte Einkaufspolitik, die mangelnde Transparenz in Sachen Finanzen? Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich macht es auch in diesem Fall die Mischung. Um einen Punkt muss die zuvor durchgeführte Ursachensuche aber ganz sicher ergänzt werden: Die Erwartungshaltung des Präsidenten Walter Hellmich. Für mich ist die Art und Weise wie der Bauunternehmer sich in den letzten Monaten, ja fast schon Jahren, präsentiert hat ein Paradebeispiel für die nur allzu oft zu beobachtende Diskrepanz zwischen Selbsteinschätzung und Realität.
Dies war schon zu Zeiten des Erfolges so, doch im Fußball gilt nun mal, nicht nur die Position des Trainers betreffend, das Motto: Wer Erfolg hat, der hat Recht. Doch der Erfolg ist schon lange nicht mehr da. Misst man den Erfolg an dem Maßstab, den der Präsident durch seine Zielvorgabe, die da lautete den MSV langfristig in der ersten Liga zu etablieren, einst selbst vorgab, so war der Erfolg niemals da. Den beiden Aufstiegen in die Belle Etage folgte postwendend der erneute Absturz in die zweite Liga. Langfristigen Erfolg hat es an der Wedau damit in der Ära Hellmich zu keinem Zeitpunkt gegeben.
Die Chance auf einen echten Neuanfang ist damit das einzig Positive, dass die Misere in Meiderich mit sich bringt. Sollte diese Chance nicht genutzt werden (wollte Hellmich nicht schon längst zurücktreten?), dann wandere ich nach Südafrika aus, kaufe mir jede Menge Vuvuzelas und schließe mich mit Sicherheit mehr als nur vier Tage in meinem Zimmer ein.